Melancholie und Depression
Wilhelm Raabe betonte selbst, das eine Biografie über ihn gänzlich unnötig sei, da sein ganzes Leben in seinen Büchern zu finden wäre.
Untersucht man seine Texte in Bezug auf seine Lebensphasen, so ist das wohl zutreffend – siehe auch Werner Fuld: Eine Biografie, Carl Hanser
Verlag, 1993, 382 Seiten.
Wie
jeder Mensch hatte auch Raabe mit seelischen Höhen und Tiefen zu tun
und konnte im bereits 1861 erschienenen Roman „Nach dem großen Kriege“
(Seite 128) den Deprimierten und den in Ihrer
Trauerkuhle Gefangenen einen Rat geben, welchen er sicher auch selbst erfahren
hat:
"… muss ich Dich aufrütteln zum Leben in der Wirklichkeit? Solch eine finstere, grimmige, passive Versunkenheit, wie sie Dich ergriffen hat, ist auch nutzlose Träumerei und vielleicht die schädlichste. WACH AUF, Severus! Wenn der Mut, das Vertrauen, die Hoffnung nicht zu Dir in Deinen dunkeln Winkel kommen wollen, so gehe aus auf die Landstraßen, sie zu suchen. Wir finden sie nicht alle auf dieselbe Weise; aber wir alle können sie finden.“
Im Text finden sich weitere Ermunterungen, Mahnungen und handfeste Empfehlungen.
Auch beim Namen des Angeschriebenen (nicht nur dem des Schreibenden) zeigt sich die berühmte Raabesche Subtilität für Personennamen:
Sever(us) - Lateinisch für ernst, hart, gewissenhaft; in anderen Wortkombinationen auch streng, grausam, schrecklich.
Ende.