Donnerstag, 5. März 2020

Raabe und die Depression


Melancholie und Depression


Wilhelm Raabe betonte selbst, das eine Biografie über ihn gänzlich unnötig sei, da sein ganzes Leben in seinen Büchern zu finden wäre.
Untersucht man seine Texte in Bezug auf seine Lebensphasen, so ist das wohl zutreffend – siehe auch Werner Fuld: Eine Biografie, Carl Hanser Verlag, 1993, 382 Seiten.

An der Schwelle zur Ewigkeit.
 Vincent van Gogh. 1890.
Wie jeder Mensch hatte auch Raabe mit seelischen Höhen und Tiefen zu tun und konnte im bereits 1861 erschienenen Roman „Nach dem großen Kriege“ (Seite 128) den Deprimierten und den in Ihrer Trauerkuhle Gefangenen einen Rat geben, welchen er sicher auch selbst erfahren hat:

"… muss ich Dich aufrütteln zum Leben in der Wirklichkeit? Solch eine finstere, grimmige, passive Versunkenheit, wie sie Dich ergriffen hat, ist auch nutzlose Träumerei und vielleicht die schädlichste. WACH AUF, SeverusWenn der Mut, das Vertrauen, die Hoffnung nicht zu Dir in Deinen dunkeln Winkel kommen wollen, so gehe aus auf die Landstraßen, sie zu suchen. Wir finden sie nicht alle auf dieselbe Weise; aber wir alle können sie finden.“

Im Text finden sich weitere Ermunterungen, Mahnungen und handfeste Empfehlungen.

Auch beim Namen des Angeschriebenen (nicht nur dem des Schreibenden) zeigt sich die berühmte Raabesche Subtilität für Personennamen:
Sever(us) - Lateinisch für ernst, hart, gewissenhaft; in anderen Wortkombinationen auch streng, grausam, schrecklich.

Ende.