Sonntag, 21. Juli 2019

Wer war Gustav Coenen? Vortrag 18.11.2019

Stadtarchivar Dr. Andreas Reuschel zu Gustav Coenens. 

Gustav Coenen wurde 1913 zum Bürgermeister von Eschershausen gewählt, das damals ca. 2000 Einwohner zählte. Er stand während des Ersten Weltkriegs an der Spitze der kleinen braunschweigischen Stadt, gab jedoch 1919 sein Amt auf. Bereits 1923 zog sich Coenen im Alter von nur 37 Jahren ins Privatleben zurück und geriet in den folgenden Jahrzehnten in Vergessenheit.

Im Rahmen eines Vortrages bei der Kreisvolkshochschule führt Reuschel durch dessen Lebensgeschichte sowie durch Bilder und Zeitungsausschnitte. So wird die Zeit um den Ersten Weltkrieg nicht nur in Eschershausen, sondern auch in Wyk auf Föhr wieder lebendig.           

Montag, 18. November 2019 19:00–22:00 Uhr

Haupt- und Realschule, Jahnstraße, 37632 Eschershausen

Anmelden:
https://www.kvhs-holzminden.de/programm/gesellschaft.html/kurs/552-C-2030707/t/wer-war-gustav-coenen

Nachtrag 19. November: 
Wie Dr. Reuschel mitteilte, sind noch kleinere Recherchen am laufen, die das Bild vervollständigen werden. Danach wird er eine Niederschrift veröffentlichen. 
Daher entsteht hier keine Kurzfassung.
- ENDE-

Donnerstag, 11. Juli 2019

Insektensterben 2019 und Raabe 1902

Raabe hatte stets den Menschen im Blickzentrum

- auch den Menschen unserer Zeit, oder?


Ja sehen Sie, Herr Geheimrat (auch die Parkwächter kannten den berühmten Mann), was Sie da suchen, finden Sie, abgesehen von der späten Jahreszeit, jetzt immer hier nicht mehr vor. Ungeziefer gibt es nicht mehr bei uns. Die Zeit, wo man damit seine Last hatte, ist vorbei.“
Wieso denn?“
Ja, da sind die jetzigen städtischen Verhältnisse dran schuld, Herr Geheimrat. Und zu jeder Jahreszeit, nicht bloß weil es jetzt in den Herbst geht und ihre Flug- und Brütezeit hin ist. Das ist jetzt so bei uns hier mit die Vogels wie mit die Buttervögels, das Raupenzeug, die Käfers und was sonst so, vorzüglich im Frühjahr und um die Blüte, hier in meine Herrschaft in die Büsche und Blumerei nach des Herrgotts Willen sich zusammentun, aus dem Ei und Kokon kommen, krauchen, fressen und 'rumflurren und sonst sein Wesen und Unwesen haben sollte. Sie können so manches nicht mehr vertragen, was der heutige Mensche doch immer mehr zu seinem täglichen und nächtlichen Wohlsein nötig hat.“
Sie meinen?“
Ganz gewiß! Was wir nicht riechen, das riechen sie und gehen davon ein oder anderwärts hin. Selbst in den höchsten Lüften ist das so geworden über der Stadt. Bin auch ein alter Mann, Herr Geheimrat, und brauche nur aus älterer Zeit an unsere hiesigen Dohlen zu denken. Die des Abends um die Kirchtürme und nachher auf die Dächer aufgereiht wie nach der Schnur! Wo sind sie geblieben? Mit Respekt zu sagen, Herr Geheimrat, wir riechen ihnen nicht mehr gut genug, und des Nachts nehmen wir ihnen den Schlaf und die nächtliche Ruhe mit dem Gas und dem elektrischen Licht und allen anderen Erfindungen in dieser Bransche bis an den hellen Morgen. Daß es bei uns in der Nacht nicht mehr Nacht und Schlafenszeit wird, das hat sie von den Hausdächem und Türmen vertrieben, wie der Geruch die Käfers und Raupen und Buttervögels hier aus dem Buschwerk und sonstiger unserer Kunstgärtnerei. Da draußen jenseits der Vorstädte möchten sie sich ja wohl noch halten; aber da kommen denn wieder die Fabriken mit ihren Schornsteinen und Gequalme und verekeln ihnen ihre Daseinslust, und es wird wohl auch nichts mehr für sie sein. Ich komme wenig dort hinaus und kann's also nicht sagen.“
Dämmerung im Lennetal Richtung Wickensen geblickt.
"Götterdämmerung" im Lennetal. 2018, ML
Er hatte auf mancher Schulbank gesessen, bis er es zu seiner jetzigen Stellung in seiner wissenschaftlichen Welt und zu seinem Titel Geheimrat gebracht hatte: selten war er so mit der Überzeugung, daß der Professor auf dem Katheder recht habe, nach Hause gegangen.
Er ging nach Hause, Professor Dr. med. Geheimrat Feyerabend, und kam unterwegs in seinen Gedanken auf die der Merkwürdigkeit wegen übriggelassenen fünfzig Stück Präriebüffel, auf das neue afrikanische Kolonial-Jagdgesetz, betreffend „Löwen-Schonzeit“, und auf das ihm gleichfalls als „etwas Neues aus Afrika“ bekanntgewordene Handbuch über rationelle Straußenzucht. Damit zuletzt zu der Überzeugung, daß, wenn das so weitergehe, der Mensch sich zu Ende des zwanzigsten Jahrhunderts unzweifelhaft recht praktisch und verständig mit dem fünften Schöpfungstage und unseres Herrgotts großem Tiergarten auseinandergesetzt haben, aber eine Kinder-Naturgeschichte mit den dazu gehörigen Abbildungen aus dem Anfang des neunzehnten Säkulums ein bibliographischer Schatz sein werde.
Daß das biblische Wort: „Füllet die Erde und machet sie euch Untertan und herrschet über Fische im Meer und Vögel unter dem Himmel und über alles Tier, das auf Erden kreucht“ – ihm die Lust, das Spazierengehn wieder zu erlernen, merklich erhöht habe, konnte er nicht sagen und seine Umgebung zu Hause auch nicht.
Altershausen,  1898 - 1902
-ENDE-