Mittwoch, 25. September 2019

Norbert Scheuer erhält den Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2019

Der mit 30.000 Euro dotierte Wilhelm Raabe-Literaturpreis, gestiftet von der Stadt Braunschweig und Deutschlandfunk, geht an Norbert Scheuer für sein Buch „Winterbienen“ (erschienen 2019 im Verlag C.H.Beck).

Der Oberbürgermeister der Stadt Braunschweig, Ulrich Markurth, und Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue stimmten dem Vorschlag der Jury zu. 
Die Jury des Wilhelm Raabe-Literaturpreises, die am 23. September tagte, setzt sich in diesem Jahr zusammen aus Prof. Dr. h.c. Gerd Biegel (Präsident der Internationalen Raabe-Gesellschaft e.V.), Alexander Cammann (DIE ZEIT), Thomas Geiger (Literarisches Colloquium Berlin), Dr. Anja Hesse (Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Braunschweig), Katrin Hillgruber (freie Journalistin), Marie Schmidt (Süddeutsche Zeitung), Dr. Michael Schmitt (3sat), Prof. Dr. Renate Stauf (Germanistisches Institut TU Braunschweig), Dr. Hubert Winkels (Deutschlandfunk).

Die Begründung der Jury lautet: 
Alle Dinge dieser Welt sind einander ähnlich. Das Kleinste korrespondiert mit dem Größten, und noch im Kontrast steckt Verwandtschaft. Nikolaus von Kues ist einer der Philosophen, die diese Einsicht durch die Zeiten getragen haben. Bis heute und bis nach Kall in der Eifel, wo der Schriftsteller Norbert Scheuer lebt. Er hat seinen kleinen Eifelort in bisher acht Romanen zum Spiegel der Welt gemacht, und in jedem seiner Bücher das lokale Kleine zum Gegenstand höchster Aufmerksamkeit gesteigert. Damit hat er zugleich einen großen metaphorischen Raum geöffnet. In seinem Roman „Winterbienen“ leisten dies eben jene in unserer Gegenwart über alles geschätzten, ja geradezu verehrten Insekten, die zu Tausenden einen gemeinsamen Körper bilden.

Der Roman spielt in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs, und mit den summenden Bienen auf den Wiesen an der Urft kontrastieren und korrespondieren die alliierten Jagdflugzeuge am westlichen Himmel. Egidius Arimond ist Epileptiker, der versucht, sich mit Medikamenten ruhig zu halten. Dabei ist es doch die kriegerische Außenwelt, die in konvulsivischen Zuckungen tobt. Ohne Aufhebens rettet er jüdische Mitmenschen vor dem Tod, mit Hilfe seiner Bienenvölker.

In „Winterbienen“ erreicht Norbert Scheuer eine äußerste Nähe von symbolischem Zeichen und konkreter Realität. In der Form des Tagebuchs findet er zu einer Kompaktheit der Darstellung und einer Gelassenheit der Schreibweise, die jedes Unheil in der Welt überführt in eine neue ästhetische Ordnung. Das macht ihn zu einem einzigartigen realistischen Erzähler unserer Zeit, zu einem poetisch-realistischen Erzähler auch in der Tradition Wilhelm Raabes.“ 

Oberbürgermeister Ulrich Markurth und Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue, überreichen Norbert Scheuer den Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2019 am 3. November im Rahmen eines Matinee-Festaktes im Kleinen Haus des Braunschweiger Staatstheaters. Der Preisträger wird auch bei der Langen Nacht der Literatur am 2. November lesen, ebenfalls im Kleinen Haus des Staatstheaters. Karten für diese Veranstaltung sind an den Kassen des Staatstheaters erhältlich. 
Mit der Verleihung dieses Preises zeichnen die Stadt Braunschweig und Deutschlandfunk jährlich ein in deutscher Sprache verfasstes erzählerisches Werk aus. Mit der Auszeichnung soll exemplarisch das bis zum Zeitpunkt der Preisverleihung publizierte literarische Schaffen gewürdigt werden. Ein neues Buch des Preisträgers muss im laufenden Kalenderjahr der jeweils aktuellen Vergabe erschienen sein.   

Zu den bisherigen Preisträgern gehören Rainald Goetz, Jochen Missfeldt, Ralf Rothmann, Wolf Haas, Katja Lange-Müller, Andreas Maier, Sibylle Lewitscharoff, Christian Kracht, Marion Poschmann, Thomas Hettche und Clemens J. Setz, Heinz Strunk, Petra Morsbach und Judith Schalansky.

Auszug aus der Rundmail der Stadt Braunschweig, Fachbereich Kultur und Wissenschaft
Abteilung Literatur und Musik, Raabe-Haus:Literaturzentrum Braunschweig
Schlossplatz 1, 38100 Braunschweig Tel.: (0531) 70 189 317
 Standort des Raabe-Hauses: Leonhardstraße 29a, 38102 Braunschweig

Ende.

Donnerstag, 19. September 2019

Fonts for Freedom.


Schriftarten verbotener Zeitungen werden zu Symbolen der Pressefreiheit.

Das Verbot von Verlagen und Zeitungen beschneidet die Meinungs- und Pressefreiheit als kostbares Gut der Demokratie. Allein im Jahr 2018 wurden weltweit hunderte Journalistinnen und Journalisten verhaftet. Ebenso viele Medienorganisationen und Zeitungen wurden zensiert oder geschlossen. Dieses Verhalten gegenüber der „vierten Gewalt“ wurde auch ins Internet übertragen, so z.B. durch tägliches punktuelles blockieren von Beiträgen. Praktisch wurden journalistische Menschen auch einfach dauerhaft mundtot gemacht, also ermordet. Genauso häufig werden bei kritischer Berichterstattung Verleumdungsklagen gestartet oder Gefängnisstrafen erlassen (auch lebenslänglich: Ahmed Altan) unter dem Vorwand von Drogenbesitz, Steuerhinterziehung, Anstachlung zum Hass, Terrorvorwürfe, Propaganda für Feinde oder gegen die Regierung, für „unwahre“ Behauptungen (ohne gerichtsfeste Gegenbeweise), Beamtenbeleidigung, usw. Auch werden „schwarze“ Namenslisten unliebsamer Journalisten in Umlauf gebracht, Familienangehörige verfolgt, Gewaltandrohung, Zeitungen durch Geldstrafen finanziell unter Druck gesetzt, Lizenzen verweigert, Druckereien verweigern den Druck, Verleger werden durch den Machthabern genehme Personen ausgetauscht, Gesetze zur Pressefreiheit werden beschnitten.
Stets ist das Ziel, die Medienlandschaft unter Kontrolle zu bringen.

Da mit geschlossenen oder verbotenen Zeitungen auch deren Macher und Mitarbeiter verschwinden, gibt es in der Regel auch keine Möglichkeit mehr, an die Hausschriftarten zu gelangen. Aus diesem Grund hat man diese Zeitungen gescannt, die jeweilige Typografie ihrer Schriftart (Font) detailgetreu rekonstruiert und dokumentiert – die Fonts for Freedom.
Es sind dies Zeitungen aus der Türkei, aus Tansania, Vietnam, Kambodscha, Aserbaidschan, Ungarn, Russland:
Özgür Gündem – kurdische Zeitung, gegründet 1992, 2016 geschlossen.
AZADLIQ – aserbaidschanische Zeitung, gegründet 1989, 2016 geschlossen.
tuoitré – Vietnam, gegründet 1970iger, Juli 2018 geschlossen, Oktober 2018 wiedereröffnet.
MAWIO – tansanische Zeitung, 2016 geschlossen.
The CAMBODIA DAILY – kambodschanische Zeitung, gegründet 1993, 2017 geschlossen.
Taraf – türkische Zeitung, gegründet 2007, 2016 geschlossen.
Magyar Nemzet – ungarische Tageszeitung, gegründet 1938, 2018 geschlossen.
NÉPSZABADSÁG – ungarische Tageszeitung, gegründet 1956, 2016 geschlossen.
Hoble KOЛЁCA (Novye Kolesa) – russische Wochenz., gegr. 1995, 2018 geschlossen.
Verbotene Zeitungen und deren Typografen - frei verfügbar.
Verbotene Zeitungen.
Damit diese Zeitungen nicht in Vergessenheit geraten, können Sie auf https://fonts-for-freedom.com/ diese Schriftarten kostenlos herunterladen und nutzen. So werden diese mit jeder Verwendung zu weltweiten Symbolen der Pressefreiheit.

Bei der Verleihung des Gutenberg-Preis 2019 für diese Aktion von Reporter-ohne-Grenzen hieß es:
Wenn das öffentliche Wort verboten wird, ist die Freiheit in Gefahr!

Ende.

Donnerstag, 12. September 2019

Die eingekürzte Liste für den Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2019

Die Shortlist für den Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2019,

der am Sonntag, 3. November, im Kleinen Haus des Staatstheaters Braunschweig verliehen wird, steht fest. Drei Autorinnen und vier Autoren sind mit ihren Werken nominiert:

Norbert Gstrein: Als ich jung war --- Carl Hanser Verlag, 2019
Judith Kuckart: Kein Sturm, nur Wetter --- DuMont Buchverlag, 2019
Terézia Mora: Auf dem Seil --- Luchterhand Literaturverlag, 2019
Norbert Scheuer: Winterbienen --- Verlag C.H.Beck, 2019
Saša Stanišić: Herkunft --- Luchterhand Literaturverlag, 2019
Jackie Thomae: Brüder --- Hanser Berlin, 2019
David Wagner: Der vergessliche Riese --- Rowohlt Verlag, 2019

Mit 30.000 Euro Preisgeld gehört der Wilhelm Raabe-Literaturpreis zu den bedeutendsten literarischen Auszeichnungen im deutschsprachigen Raum. Der Preis wird von den Kooperationspartnern Deutschlandfunk und der Stadt Braunschweig vergeben. Jedes Jahr wird mit dem Wilhelm Raabe-Literaturpreis ein in deutscher Sprache verfasstes erzählerisches Werk gewürdigt. Alleiniges Vorschlagsrecht obliegt der Jury, die jedes Jahr neu berufen wird. 

Die Jury des Wilhelm Raabe-Literaturpreises besteht aus neun Personen und setzt sich in diesem Jahr zusammen aus Prof. Dr. h.c. Gerd Biegel (Präsident der Internationalen Raabe-Gesellschaft e.V.), Alexander Cammann (DIE ZEIT), Thomas Geiger (Literarisches Colloquium Berlin), Dr. Anja Hesse (Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Braunschweig), Katrin Hillgruber (freie Journalistin), Marie Schmidt (Süddeutsche Zeitung), Dr. Michael Schmitt (3sat), Prof. Dr. Renate Stauf (Germanistisches Institut, TU Braunschweig) und Dr. Hubert Winkels (Deutschlandfunk).   

Deutschlandfunk wird den Festakt und eine Lesung des Preisträgers mit anschließendem Gespräch am 30. November von 20.05 bis 22.00 Uhr senden. Auf dem Digitalkanal „Dlf Dokumente und Debatten“ ist der komplette Festakt am 3. November ab 11.00 Uhr sowie ein fünfstündiges Literaturprogramm am Vorabend ab 19.00 Uhr live zu hören.   

Weitere Informationen unter der Telefonnummer (05 31) 70 75 834.
Kopiert aus: Newsletter Stadt Braunschweig, Fachbereich Kultur und Wissenschaft
Abteilung Literatur und Musik, Raabe-Haus:Literaturzentrum Braunschweig
Ende.

Dienstag, 10. September 2019

Raabes Geburtstagsstrauß 2019

Auch in diesem Jahr hat die Raabe-Gesellschaft Eschershausen dem Geburtstag des Schriftstellers am 8. September gewürdigt und ein helles, heiteres Blumenarrangement abgelegt.
Raabe Denkmal mit Blumenschmuck zur Füßen.
Wilhelm Raabe Denkmal. ML, 2019.
So geschmückt kann der Herbst kommen.
Ende.

Freitag, 6. September 2019

Freude durch das Schöne


Zu Raabes siebzigsten Geburtstag gab Rektor und Senat der Herzoglichen 
TECHNISCHEN HOCHSCHULE Carolo-Wilhelmina BRAUNSCHWEIG eine Grußadresse heraus, in welcher Technik und schöne Literatur als einander ergänzende Bausteine für den menschlichen Werdegang hervorgehoben werden. Der Text wurde maßgeblich formuliert vom Dozenten Richard Elster und überreicht am 8. September 1901 von Rektor Prof. Dr. Heinrich Beckurts, beides große Raabefreunde.

„…regt sich der Durst nach Schönheit und wahrer Lebensfreude, und wieder wendet sich das sehnsüchtige Gemüt dem Dichter zu, der berufen ist, den Sinn für die idealen Werte des Daseins zu wecken und das Lebensgefühl zu steigern und zu erhöhen.
Erhöhung des Lebensgefühles ist das Ziel, dem auch die Wissenschaft, insbesondere die technische zustrebt, aber sie vermag nur die Waffen für den äußeren Kampf des Lebens zu bieten; nur dem Dichter, dem Künstler ist es beschieden, durch den Zauber der Schönheit die tiefsten Kräfte unserer Seele: den Glauben an das Gute und die Liebe zum Leben zu entfesseln, und dadurch in uns selbst das geistige Rüstzeug gegen das Leid und die dunklen Mächte des Daseins zu schaffen, die uns hindern möchten, in einem Leben der Arbeit und Liebe das höchste Erdenziel zu erreichen: eine Persönlichkeit zu werden...“

Wilhelm Raabe Kalender, 1948
Gesellschaft der Freunde Wilhelm Raabes
Ernst-August Roloff, 2. Jahrgang
Verlag Deutsche Volksbücherei Goslar

ENDE