Zu Raabes siebzigsten Geburtstag gab Rektor und Senat der Herzoglichen
TECHNISCHEN HOCHSCHULE Carolo-Wilhelmina BRAUNSCHWEIG eine Grußadresse heraus, in welcher Technik und
schöne Literatur als einander ergänzende Bausteine für den
menschlichen Werdegang hervorgehoben werden. Der Text wurde
maßgeblich formuliert vom Dozenten Richard Elster und überreicht am
8. September 1901 von Rektor Prof. Dr. Heinrich Beckurts, beides
große Raabefreunde.
„…regt sich der
Durst nach Schönheit und wahrer Lebensfreude, und wieder wendet sich
das sehnsüchtige Gemüt dem Dichter zu, der berufen ist, den Sinn
für die idealen Werte des Daseins zu wecken und das Lebensgefühl zu
steigern und zu erhöhen.
Erhöhung des Lebensgefühles ist das Ziel, dem auch die Wissenschaft, insbesondere die technische zustrebt, aber sie vermag nur die Waffen für den äußeren Kampf des Lebens zu bieten; nur dem Dichter, dem Künstler ist es beschieden, durch den Zauber der Schönheit die tiefsten Kräfte unserer Seele: den Glauben an das Gute und die Liebe zum Leben zu entfesseln, und dadurch in uns selbst das geistige Rüstzeug gegen das Leid und die dunklen Mächte des Daseins zu schaffen, die uns hindern möchten, in einem Leben der Arbeit und Liebe das höchste Erdenziel zu erreichen: eine Persönlichkeit zu werden...“
Erhöhung des Lebensgefühles ist das Ziel, dem auch die Wissenschaft, insbesondere die technische zustrebt, aber sie vermag nur die Waffen für den äußeren Kampf des Lebens zu bieten; nur dem Dichter, dem Künstler ist es beschieden, durch den Zauber der Schönheit die tiefsten Kräfte unserer Seele: den Glauben an das Gute und die Liebe zum Leben zu entfesseln, und dadurch in uns selbst das geistige Rüstzeug gegen das Leid und die dunklen Mächte des Daseins zu schaffen, die uns hindern möchten, in einem Leben der Arbeit und Liebe das höchste Erdenziel zu erreichen: eine Persönlichkeit zu werden...“
Wilhelm
Raabe Kalender, 1948
Gesellschaft
der Freunde Wilhelm Raabes
Ernst-August
Roloff, 2. Jahrgang
Verlag
Deutsche Volksbücherei Goslar
ENDE