Mittwoch, 20. November 2019

Feierstunde 20 Jahre Raabehaus


Kleine Museen sind wichtig!


Als Wilhelm Raabe am 8. September 1831 in Eschershausen geboren wurde, konnte noch niemand ahnen, welche Bedeutung seine Person und sein Wirken für die Stadt einst haben würden. Heute gilt Raabe, sein Leben und Werk, sowie die Erinnerung an all das als identitätsstiftend für die einst kleines Stadt im Herzogtum Braunschweig, die sich heute selbstbewusst und mit großer Selbstverständlichkeit Raabestadt nennt. Einen großen Beitrag zur Erinnerungskultur leistet dabei das Geburtshaus Wilhelm Raabes, das seit Jahrzehnten als Erinnerungsstätte an einen der bedeutendsten Dichter des Landes dient.
Mit einer Feierstunde erinnerte jetzt der Heimat- und Kulturverein Eschershausen an die Neueröffnung des Museums Raabehaus vor 20 Jahren. Die Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins Ingrid Reuther, zugleich seit vielen Jahren auch Museumsleiterin im Raabehaus, konnte zahlreiche Gäste zu diesem kleinen, aber durchaus bedeutenden Jubiläum begrüßen. Bedeutend deshalb, weil es in der heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit ist, das gerade sehr kleine Museen weiterbestehen. Das jedenfalls ist der Tenor in den Grußworten der Vertreter von Rat und Verwaltung und dem beeindruckenden Festvortrag des Präsidenten der internationalen Raabegesellschaft, Prof. Dr. h.c. Gerd Biegel, der eigens zur Feierstunde aus Braunschweig angereist war.
Eschershausens Stadtdirektor Jürgen Meyer würdigt zu Beginn der Feierstunde das große ehrenamtliche Engagement all derer, die zum Betrieb und Erhalt des Museum Raabehaus beitragen. Meyer erinnerte an den Um- und Ausbau des Hauses und betonte, dass es trotz großer finanzieller Schwierigkeiten gelungen sei, das Museum als solches zu erhalten. Dennoch könne der finanzielle Schwerpunkt der Stadt angesichts großer Herausforderungen beim Straßenbau und dem Hochwasserschutz aktuell nicht beim Museum liegen, so der Stadtdirektor weiter.
Gruppenbild der geehrten Damen und Herren und Rednern.
Gruppenbild. Ausriss TAH 19.NOV.2019.
Wohltuender hingegen die Worte des Bürgermeisters. Hermann Gruppe ließ den Rotstift in der Tasche und verteilte stattdessen Lob an den Verein für seine Bemühungen, den Menschen Raabe näherzubringen. Einen großen Blumenstrauß obendrauf gab es für Ingrid Reuther. Sie neige dazu, Lob und Anerkennung vorwiegend über ihre Mitstreiter auszuschütten. Doch im Grunde sei immer sie es, die vorweg geht, so der Bürgermeister anerkennend. 
Blumenstrauß für Ingrid Reuther.
Ingrid Reuther hier mit Blumen geehrt. ML
Im Anschluss war es dann Professor Biegel, das Leben Wilhelm Raabes und die Geschichte des Raabehauses näher zu beleuchten. Dabei holte Biegel, so darf man es wohl nennen, zu einem Rundumschlag gegen Sparmaßnahmen im Kultur- und Bildungsbereich aus und brach dabei eine Lanze für den Erhalt auch noch so kleiner Museen. „Museen, ob groß oder klein waren und sind Wissenschaftseinrichtungen und Bildungsinstitute mit einem zentralen Bildungsauftrag“, so der Präsident der internationalen Raabegesellschaft. „Ohne die museale Bildungsarbeit droht der Verlust des Wissens um die Geschichte und damit der wichtigsten Voraussetzungen unserer kulturellen und gesellschaftlichen Identität“ so Biegel weiter.
Biegel betonte, dass das Raabehaus in der Gegenwart einen wichtigen Beitrag zur Rezeption von Leben und Werk Wilhelm Raabes leistet. „Es zählt zu den bedeutendsten literarischen Museen in Niedersachsen“, so Biegel. Mit Blick auf den Dichter Raabe ist er sicher: „Was Theodor Fontane für Brandenburg war und ist, bedeutet Wilhelm Raabe für Niedersachsen.“ Dabei sei Raabe aktuell. Mit seinem Roman “Pfisters Mühle“ war er der Erste, der auf die ökologischen Gefahren der Umweltverschmutzung hingewiesen hatte, und mit seiner Version von den „Vereinigten Staaten von Europa“ in „Abu Telfan“ gewinnt er gerade in unserer Zeit weitere Aktualität, betont Biegel. Deshalb seine Forderung, dass das Geburtshaus in Eschershausen, das eine angemessene Stätte zur musealen Würdigung von Leben und Werk Wilhelm Raabes darstellt, auch als solche erhalten bleiben muss.
Im Rahmen der Feierstunde kam es dann noch zu besonderen Würdigungen und Ehrungen. Anne Gömann und das Ehepaar Hertha und Bernhard Wolff konnten Präsente und Blumen für ihr langes, ehrenamtliches Engagement im Verein entgegennehmen. Eine besondere Ehrung wurde an diesem Tag Prof. Dr. Biegel zuteil. Er wurde zum Ehrenmitglied des Heimat- und Kulturvereins ernannt und konnte aus den Händen des Geschäftsführers Ralph Meyer eine stattliche Urkunde entgegennehmen. 

Prof. Biegel jetzt Ehrenmitglied.
Ehrung für jahrelanges Engagement.
Mit einem gemeinsamen Imbiss klang die Feierstunde zum Jubiläum aus. 
Die musikalischen Untermalung des Abends gestalteten Sabine Kaufmann (Flöte) und Martin Zingerling (Klavier).

Text und Foto: Jürgen Bommer. Täglicher Anzeiger Holzminden.



Hier ein sehens- und hörenswerter Mitschnitt, denn die Festrede eröffnete Prof. Biegel mit einer Attacke.


Ende.