Freitag,
7. September 2017 - Geschichtsvortrag - Obacht: 18 !!! Uhr
Zum
200. Geburtstag von Joachim Heinrich Campe
»Ich
schätze mich nach allem, was ich im Ausland gesehen und bemerkt
habe, recht sehr glücklich, ein Deutscher, und zwar ein
Braunschweigischer Deutscher zu sein«, »denn nur zu Braunschweig
lebt man frei und glücklich«.
Aufklärer
aus dem Weserbergland – Ehrenbürger der Französischen Republik
Prof.
Dr. h.c. Gerd Biegel und Dr. Angela Klein
Joachim
Heinrich Campe wurde am 29. Juni 1746 in Deensen im Solling
(Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel) geboren und zählt zu den
bedeutendsten Persönlichkeiten der braunschweigischen
Kulturgeschichte. Auf die Nachricht vom Sturm auf die Bastille am 14.
Juli 1789 in Paris reiste Joachim Heinrich Campe (1746 - 1818) in
Begleitung seines ehemaligen Schülers Wilhelm von Humboldt (1767 -
1835) nach Paris, wo er am 3. August 1789 eintraf. Campe war somit
einer der ersten Deutschen, die sich aufmachten, die Ereignisse in
Paris mit eigenen Augen zu sehen. »Ich
hoffte, noch immer früh genug zu kommen, um dem Leichenbegängniß
des französischen Despotismus beizuwohnen«,
schrieb Campe an Ernst Christian Trapp (1745 - 1818).
Campe,
noch ganz im Banne des Geschehens, gab eine geradezu enthusiastische
Schilderung der Ereignisse in Paris, die unter dem Titel »Briefe
aus Paris während der Französischen Revolution geschrieben«
vom Oktober 1789 bis Februar 1790 in Fortsetzungen im
Braunschweigischen Journal abgedruckt wurden. Als Buch erschienen die
Briefe im Jahre 1790, denen bis 1792 vier deutsche (insgesamt 1.500
Exemplare) und zwei holländische Ausgaben folgten. Campe wollte
keinen Ereignisbericht liefern, sondern seine Begeisterung für die
Umwälzung zum Ausdruck bringen. Mit der Schilderung des Geschehens
in Paris sollte den Despoten in Europa ein Spiegel vorgehalten
werden: »Der große
Spiegel hängt; sehe hinein, wer nicht Lust hat, mit Frankreichs
Despoten ein gleiches Schicksal zu erfahren!«.
An seinen Herzog dachte Campe mit dieser Kritik sicherlich nicht. Im
Vorwort wandte er sich nämlich an Herzog Carl Wilhelm Ferdinand
(1735 - 1806) und betonte: »Nur
in einem Lande, wo man nichts von Despotismus weiß, ist es erlaubt,
über Despotismus und Freiheit so zu schreiben, wie ich darüber
geschrieben habe«.
Im
Jahre 1792 wurde Joachim Heinrich Campe zum französischen Bürger
ernannt. Er erhielt diese ehrenvolle Auszeichnung gemeinsam mit
Männern wie George Washington (1732 - 1799), Johann Heinrich
Pestalozzi (1742 - 1827) und Friedrich Schiller (1759 - 1808). Mit
der Verleihung des Bürgerrechts wurde das Wirken für die Sache des
Volkes gegen den Despotismus der Könige, das Bekämpfen der
Vorurteile sowie das Verdienst, zum Wissen der Menschheit
Entscheidendes beigetragen zu haben, geehrt. Im Jahr seines 200.
Todestages wollen wir ihn in Eschershausen mit einer kleinen
Festveranstaltung würdigen und erneut in Erinnerung rufen.